Das Künstlerhaus - Aufruhr / Umbruch   AUT (2020) TV-Dokumentation | 45 min

Das Künstlerhaus am Karlsplatz ist so präsent wie schon lange nicht mehr. Die 45-minütige Dokumentation ist eine Langzeitbeobachtung des Regisseurs Tristan Zahornicky (in Zusammenarbeit mit Alice Karasek), der die Künstlerhausvereinigung und den notwendigen Sanierungsprozess über mehrere Jahre hinweg begleitet hat.

 

Die Dokumentation taucht auch in die Gründungsgeschichte des Hauses und der Vereinigung ein. Historisches Material belegt die stolze Vergangenheit, an der seine Mitglieder nur allzu gerne festhalten. Kaiser Franz Josef schenkte dem Künstlerbündnis den Baugrund und unterstütze die Künstler auch mit privaten Geldern. Die historischen Rückblenden zeigen aber auch, dass die Vereinigung schon in den Anfangszeiten von finanzieller Unterstützung abhängig war. Der Bau des Hauses war nur durch Gelder des Adels oder des Großbürgertums möglich.

 

Ein Rückblick ins Jahr 2015 macht verständlich, warum die Sanierung längst überfällig war: Die Künstlerhausvereinigung – und somit jedes einzelne Mitglied – war damals noch die alleinige Besitzerin des sichtlich in die Jahre gekommenen Hauses. Der Verein konnte die großen Räumlichkeiten jedoch nur selten ausnützen und die Kosten für den teuren Immobilienbesitz waren schon längst nicht mehr zu Stemmen. Die Überzahl der Künstlerinnen und Künstler traf daher eine historische Entscheidung: Sie stimmte dafür, ihren Mehrheitsbesitz an die Haselsteiner-Familien-Privat-Stiftung abzugeben, die im Gegenzug das Gebäude sanierte.

 

Für die Künstlervereinigung führt diese Entscheidung zu einem inneren Zerwürfnis, denn viele Mitglieder identifizierten sich mit dem Besitz des Hauses. Soll Künstlerinnen und Künstlern überhaupt das aufwendige Management einer Immobilie überlassen werden? Lenkt es sie nicht zu sehr von der eigentlichen Berufung, dem kreativen Schaffen ab?

 

Der Filmemacher gibt den Zuseherinnen und Zusehern auch Einblicke in die Vereinsstrukturen des Künstlerbündnisses, das in der jüngeren Vergangenheit aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war und selten durch künstlerische Qualität auf sich aufmerksam machte. Die Vereinigung will die Sanierung daher auch für eine eigene Neupositionierung nutzen, dieser Identitätsfindungsprozess erlebt jedoch eine markante Wendung, als klar wird, dass Hans Peter Haselsteiner seine Gebäudeteile der Albertina Modern überlassen wird. Die beiden Institutionen könnten unterschiedlicher nicht sein und der ambitionierte Museumsdirektor Klaus Albrecht Schröder hat ganz klare Vorstellungen, wie ein erfolgreiches Museum zu funktionieren hat. Kann ein Zusammenleben im selben Haus auf Dauer funktionieren?

 

Neben den Interviewgesprächen (ua. mit Hermann Nitsch, Hans-Peter Haselsteiner, Erwin Wurm, Tanja Prušnik, Michael Pilz, Peter Zawrel, Klaus Albrecht Schröder,) hat der Film eine starke beobachtende Perspektive und zeigt etwa die Künstlerinnen und Künstler bei ihren Ausstellungen, den bürokratischen Entscheidungsfindungsprozessen oder Aufnahmen der Baustelle. Imposante Bilder dokumentieren die Verwandlung von einer baufälligen Ruine zu einem Museum von Weltrang. „Das Künstlerhaus“ liefert dem Publikum somit ein Stück Wiener Kulturgeschichte.

Mit · Peter Zawrel · Michael Pilz · Tanja Prušnik · Kurt Brazda · Julia Kornhäusl · Hans Peter Haselsteiner ·

NAMEN EINFÜGEN

Regie · Buch · Tristan Zahornicky in Zusammenarbeit mit Alice Karasek

Bildgestaltung · Philipp Windsor-Topolsky

Ton · Markus Ortner

Montage · Claudia Linzer

Produktion · Alice Karasek · Jürgen Karasek

Sounddesign · Markus Ortner · Raphael Ortner

Hergestellt mit Unterstützung von · Fernsehfonds Austria · Filmfonds Wien · Die Bezirke Innere Stadt & Margareten

 

Eine Ko-produktion von ORF und Soleil Film

in Zusammenarbeit mit tamuna Film

 

Screenings

•   TV Ausstrahlung - ORF 2 / 3sat

•   Stadtkino im Künstlerhaus